Lange habe ich überlegt, ob auch ich mich zu dieser Blogparade äußere.
Heute gab es einen Moment, in dem ich mich dazu entschieden habe genau das zu tun.
Was für ein Moment war das? Ich saß mit Holly bei uns in den Lippewiesen am Flugplatz, vor allem im Sommer ein beliebter Hundeplatz dort. Wir haben gemeinsam Mäuschen gesucht, den Sand umgegraben und Ball gespielt.
Der Ball fiel drei Millimeter zu weit ins Wasser, Holly stand winselnd davor, der Ball bewegte sich langsam aber sicher in die Strömung… Holly winselte verzweifelt aber traute sich nicht, es kam wie es kommen musste, der Ball war trotz aller Bemühungen verloren…
Ich war so sauer, so unglaublich sauer, dass ich sie angegiftet habe, so sauer, dass ich sie in diesem Augenblick am liebsten hinterher geschmissen hätte. Natürlich tat ich das nicht!
365 Tage im Jahr liebe ich diesen Hund und zwar abgöttisch, so sehr, dass es weh tut und mir Tränen in die Augen treibt, vor Glück, vor Verlustangst, vor schlechtem Gewissen, vor Liebe.
Aber dann gibt es alle Jubeljahre diese Momente, diese Momente in denen ich mir wünschte, einfach den Hund zu haben, den ich immer haben wollte.
Noch nie habe ich so ehrlich über Holly und mich gesprochen, geschweige denn in der der Öffentlichkeit, was das liebe Internet ja nun zweifelsohne ist, eine riesige Öffentlichkeit.
Erst mal, was ist Holly für ein Hund? Etwas eigenbrötlerisch aber dennoch sehr anhänglich, etwas verspielt, nach ihren Regeln natürlich, absoluter Jäger, unsicher und verteidigt Ressourcen sehr gern schon mal, zumindest Hunden gegenüber. Zur Zusammenarbeit braucht es viel Motivations- und Überzeugungsarbeit, nicht selten reicht Leberwurst nicht aus. Schwimmen kann man im Hochsommer am besten und am liebsten ausschließlich dann, nur damit man nicht eingeht. Spielzeug geht schon mal, aber muss auch nicht unbedingt. Alles Baustellen, die uns im Alltag zu 99,5% nicht beeinflussen.
Was für einen Hund wollte ich? Einen mit viel Will to Please, leicht zu motivieren, für jeden Blödsinn zu haben, den ich überall mitnehmen kann, der so ziemlich unproblematisch mit Mensch und Hund ist, im Sinne von weder nervig aufdringlich noch unfreundlich. Einen Hund, mit dem ich alles Mögliche ausprobieren und machen kann, der immer für ein Spielchen oder eine Trainingseinheit bereit ist.
Dann fällt mir auf, dass ich genau diesen Hund, diesen Traumhund, einmal hatte, einen Hund, der gerne spielt und tobt und herumtollt, für jeden Spaß zu haben ist und leicht zu motivieren, für Spielzeug, Keks oder sogar nur verbales Lob zu fast allem bereit gewesen wäre.
Der gerne mit mir hinter Ball oder Frisbee hergejagt ist, fangen und balgen begeistert mitgemacht hat und sich für kaum eine Trainingsaufgabe oder Albernheit zu schade war.
Auch dieser Hund war Holly!
Ich kann gar nicht festmachen, wann diese Veränderung stattfand, vermutlich fließend…
Da stellt sich mir zwangsläufig die Frage, was ist aus diesem Hund geworden? Wurde sie im Laufe der Zeit einfach nur erwachsen? Oder wurde sie durch meinen Umgang zu dem Hund, der sie jetzt ist?
Und ich weiß, es ist beides, ich habe unter Garantie einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen, dass sie so lange die Lust an Kooperation verloren hatte, die wir nur ganz, ganz langsam wieder finden…
Daran denke ich unwillkürlich in solchen Momenten, in den Momenten, in denen ich mir wünsche, einfach meinen heiß ersehnten Traumhund zu haben…
Jedes Mal enden diese Gedanken bei dieser Fragestellung und bei dieser Antwort, dann sehe ich ihr in die Augen, in diesem Augenblick schauen sie mich meist verständnislos und traurig von der Seite an, weil ich in der Regel vorher sauer auf sie war und sie natürlich nicht versteht, wieso überhaupt.
Wenn ich dann in ihre traurigen, nachdenklichen Augen schaue, tut es mir so fürchterlich Leid, dass ich überhaupt nur so denken konnte, dann hole ich sie zu mir und streichle und knuddle sie und sie traut dem Braten noch nicht so ganz, bis sie wieder versteht, ich hab sie lieb, auch jetzt, trotz meines Ärgers zuvor.
Und ich habe ein ultra schlechtes Gewissen…
Dann erinnere ich mich daran, was sie alles für mich leistet, was sie alles mit mir mit macht, wie selten sie mich zu solchen Momenten treibt und wie oft ich selbst an diesen Schuld bin und mir wird wieder klar, sie IST ein Traumhund, mit all ihren Macken, mit denen, die sie selbst mitgebracht hat und denen, die durch mich entstanden sind, MEIN Traumhund!
So war es auch heute, nachdem Holly ihren Ball hat von dannen treiben lassen, ich hatte ein schlechtes Gewissen, so sauer gewesen zu sein, denn Holly hat all ihr Möglichstes getan, winselnd und quiekend ist sie am Ufer dem Ball hinterher und hat sich einfach nicht getraut, hinterher zu schwimmen, wütend zu werden war gemein und unfair und absolut unangebracht.
Wir schlenderten weiter, spielten Stöckchen, suchten Mäuschen und rannten zusammen über die Wiese, ein Teil meines Traumhundes war wieder da, mein schlechtes Gewissen noch größer und all die „ich wünschte …“ vergessen…
Sie ist so ein wundervoller Hund und wir bewegen uns schon lange stetig und immer mehr wieder Richtung „den Traumhund von früher“, wir wuppen das schon, wir werden schon wieder… und wenn es noch dauert…
Das Beitragsbild ist übrigens vom 08.04.18, als Lea mit Alinga und Yuki zu Besuch war, bei dem Fotoshooting war Holly super motiviert und brav, verspielt noch dazu (siehe Bild untern) 😉